Montag, 3. Februar 2020

Der Narr:

Susanne Hahn, Der weise Narr:

"Sein einzigartiger Rang ermöglichte ihm jedoch, sich frei nach seinem Belieben zu verhalten, da der Narr sich stets dem Herrscher gegenüber beliebig äußern konnte, ohne für seine Worte schlimmere Konsequenzen fürchten zu müssen. Er stand demnach unter dem Schutz der ‚Narrenfreiheit‘, welches das Recht innehatte, „dem Herrscher die unangenehme Wahrheit unverblümt und öffentlich zu sagen.“ Durch seine weisen Ratschläge seinem Herrscher gegenüber, bildete er zugleich Abbild als auch Rivale seines Herren, da er auf der einen Seite durch sein Interagieren die herrschende Macht in Frage stellte, aber diese zeitgleich auch zu festigen vermochte."

"Neben seiner Funktion der Belustigung der Menschen um ihn herum, hatte er ebenfalls die Aufgabe, mit „hintergründigem Witz […] versteckte Weisheit“ zu vermitteln. Er galt nicht nur als Unterhalter seines Herrn, sondern auch als sein Kritiker. Der Herrscher erwartete von seinem Narren, dass dieser stets sagt, was er denkt und die Wahrheit spricht. Das brachte den Narren jedoch in eine verzwickte Situation, da er die Redefreiheit besaß, die Wahrheit zu sagen und seine Meinungen zu allem zu äußern, aber er für seine Offenheit beim Überschreiten der Toleranzgrenze bestraft werden konnte. Zwar schützte ihn die Narrenkappe, die ihm Torheit und Dummheit zuschrieb, aber manchen Bestrafungen konnte er nicht entgehen.

Dadurch versteckte der Narr seine Meinung und die Wahrheit hinter Witzen oder bestimmten sprachlichen Bildern. ... Durch Lieder, Metaphern und anderer literarischer Stilmittel konnte er im Verdeckten seine Botschaft äußern[.]"

"Der Narr ist im Hochmittelalter eine Institution am Hofe gewesen. Als Außenseiter konnte er sich außerhalb der Klassen bewegen und äußern, was er wollte, ohne dafür mit dem Tod bestraft zu werden."

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"Die Figur des Narren ist in vielen Werken William Shakespeares zu finden, darunter in seinen bekannten Publikationen ‚Twelfth Night: Or, as you like it‘, ‚Love’s Labour’s Lost‘ oder ‚All’s well that ends well‘. Aber in keinem seiner Werke ist der Narr als Figur so herausstechend und so besonders auf seine eigene abgrenzende Art und Weise wie der namenlose Narr in Shakespeares ‚King Lear‘. Als Schatten seines großen Herrschers bleibt der Narr stets an der Seite Lears und versucht ihn durch seine Weisheit zur Vernunft zu bringen, um eine Katastrophe zu verhindern. Dabei zeichnet er sich aber nicht, wie man es als Rezipient erwartet, dadurch aus, dass er närrisch und unterhaltsam ist. Er ist deshalb besonders, weil er anders ist, d.h. er nicht nur die Funktion der Belustigung innehat, sondern vordergründig seinem Herrscher mit weisen Ratschlägen und Warnungen beiseite stehen will."

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