Ehe man mit einer Person spricht oder die anschauliche Bekanntschaft mit einer Person macht, kann man schließlich das Vorhandensein beliebiger Bewusstseinsinhalte im Bewusstsein dieser Person annehmen. Zwar wird man hierbei bestimmte der Erfahrung abgeleitete Erwartungen an sie herantragen, d.h. wir werden gewöhnlich nicht, wenn wir jemand neuen kennenlernen, erwarten, dass es sich bei ihm um eine Zweitauflage von Goethe, oder dergleichen, d.h. um jemanden mit diversen relativ extremen Merkmalsausprägungen handelt, sondern wir werden vermutlich annehmen, dass sich dessen Persönlichkeitsausprägung irgendwo im Mittelfeld des Spektrums bereits bekannter Persönlichkeitsausprägungen befindet. Indem wir nun mit einer Person sprechen oder umgehen, enträtselt sie sich für uns gewöhnlich mehr und mehr. D.h. uns gelingt es immer besser, ihre Persönlichkeit zu umgrenzen, und für sie mögliche und zu erwartende Bewusstseinsinhalte einzugrenzen. Von unserem subjektiven Standpunkt aus legt sie sich im Umgang mit uns immer mehr fest. Anfänglich halten wir noch eine Vielfalt an Bewusstseinsinhalten und Persönlichkeiten für möglich. Mit der gesteigerten Vertrautheit werden wir mehr und mehr gewahr, wie jemand bestimmt nicht ist. Wir schließen somit nach und nach mögliche Ausgänge unseres Identifizierungs- und subjektiven Festlegungsprozesses aus. Bis schließlich, nach tieferer Vertrautheit, die Persönlichkeitsausprägung relativ scharf umgrenzt wurde und so für unseren Blick fassbar wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen