Sonntag, 28. Januar 2018

Interessen:

"Im Zuge der Persönlichkeitsentwicklung kommt den Interessen eine doppelte Funktion in der Selbstgestaltung zu; einerseits bestimmt ihre Richtung die Auswahl der Lebensbereiche, auf denen im besonderen Maße Kenntnisse und Fertigkeiten erworben werden; zum anderen verhelfen sie dem jungen Menschen zu einer allmählichen Festlegung seines eigenen Wesens. Dieser Prozess beginnt mit den Kinderspielen und setzt sich zu den Liebhabereien von Erwachsenen fort. Beide dienen der Erweiterung der eigenen Lebenssphäre; letztere gewinnen umso mehr an Bedeutung, als sich die Berufsarbeit vieler Menschen auf relativ enge Kompetenzdomänen und innerhalb dieser auf routinemäßige Vollzüge einschränkt. Das bloße Interesse an einer Sache verpflichtet noch nicht, es erlaubt daher eine Erprobung der eigenen, zunächst begrifflich schwer fassbaren Individualität an den Betätigungsgelegenheiten. Man lernt dabei nicht nur etwas von der Welt, sondern auch etwas von sich selbst ... In eben dem Maße, als die Persönlichkeit sich im Spiegelbild der von ihr geschauten Welt ausdrückt, enthalten die Interessen einen Schlüssel zu dieser. Die Frage nach der Besonderheit des eigenen Wesens beginnt vielfach mit der Verwunderung über die Richtung des eigenen Interesses."

Psychologie - Fischer Lexikon, 1957

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