Freitag, 26. Januar 2018

Werbung und Partnertreue:

Eine Wiedergabe der Gedanken von Wolfgang Wickler bezüglich Werbung und Partnertreue. Gemischt mit relevanten Auszügen aus "Das Prinzip Eigennutz":

"Wenn Weibchen vor der Begattung spröde sind und viel vom Männchen verlangen, können sie so die Chance vergrößern, dass die Männchen nach der Begattung bei ihnen bleiben und die Nachkommen pflegen helfen - und das wirkt sich positiv auf die Überlebenschancen der Gene dieser Weibchen aus. Was ein Männchen leisten muss, ehe es vom Weibchen angenommen wird, ist recht verschieden. Besonders häufig wird dem Männchen ein gewisser Aufwand von Zeit abverlangt, indem das Weibchen sich spröde verhält. Die Sprödigkeit kan sogar aggressiv getönt und zur gemäßigten Abwehr werden. Dann sieht es so aus, als müsse das Männchen seine Überlegenheit beweisen - während im Grunde das Weibchen sicherstellt, dass das Männchen sich kein anderes Weibchen leisten kann. Jede dem Männchen abverlangte Aufwendung eignet sich daür. (Dawkins zählt u.a. merkwürdige Dinge auf wie: Einen Berg besteigen, einen Drachen töten, den Hellespont durchschwimmen, den Heiligen Gral suchen.)"

Es wird hier geschildert, dass in den Fällen, wo paternales Investment den Fortpflanzungserfolg steigern kann, dem Männchen abverlangter Werbeaufwand, die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten anschließender Partnertreue und tatsächlichen paternalen Investments erhöhen kann.

"Die eben beschriebene Strategie der Weibchen verfängt nur unter einer ganz bestimmten Bedingung: Ein Männchen wird sich dann durch Vorleistungen entsprechende Höhe zu Partnertreue und Beteiligung an der Brutaufzucht nötigen lassen, wenn es sonst ohne Nachkommen bliebe, wenn also anders kein Weibchen zu erlangen ist; d.h. Sprödigkeit zahlt sich besonders dann aus, wenn alle Weibchen spröde sind."

Vielleicht etwas unglücklich formuliert. Die Kernaussage ist ungefähr folgende: Wenn sämtliche Weibchen einer Population relativ "spröde" sind, kann den Männchen ein erheblicher Werbeaufwand abverlangt werden. Wenn allerdings ein erheblicher Anteil der Weibchen "nicht spröde" ist, verhält es sich anders.

"Was würde aber geschehen, wenn ein Weibchen auf Vorleistungen des Männchens verzichtete? Es käme rascher zu einem Männchen und dieses Männchen käme billiger zu Nachkommen - also müsste sich das Verfahren für beide Partner lohnen und durchsetzen. Dann allerdings würde sich  eine männliche Mutante durchsetzen, die keine Partnertreue und Beteiligung an der Brutpflege mehr zeigt. Solche Männchen könnten Nachkommen mit mehreren Weibchen, insgesamt also mehr Nachkommen haben als die treuen Männchen, deren Nachkommenzahl durch die Zahl der Kinder gegeben ist, die ein Weibchen auf die Welt bringen kann."

Der Verzicht auf Werbeaufwand könnte sich als günstig erweisen, wenn Männchen dennoch ein hohes Maß an Partnertreue bzw. an paternalen Investment zeigen würden. Würde allerdings der Werbeaufwand gänzlich abgeschafft, würde das, sofern paternales Investment zum Fortpflanzungserfolg nicht unbedingt notwendig ist, Männchenvarianten begünstigen, die kein paternales Investment und keine Partnertreue zeigen.

"Andererseits werden die Nachkommen für alleinaufzeihende Mütter teurer, und die Sprödigkeit als Methode, das Männchen daran zu beteiligen, würde sich wieder durchsetzen."

Somit lässt sich abschließend feststellen:

"Wenn Treue wie Untreue, Sprödigkeit wie Bereitsein genetisch bedingt vorkommen, dann wird sich unter dem Wirken der natürlichen Selektion ein stabiles Mischungsverhältnis zwischen diesen Eigenschaften als evolutions-stabile Misch-Strategie einstellen;"

D.h. in einer Population wird sich ein bestimmtes Mischungsverhältnis von spröden und von bereiten Weibchen finden, von Weibchen, die auf "Romantik" bzw. auf Werbung großen Wert legen, und von bereiten Weibchen, denen "Romantik" und Werbung eher "als ein unnötiger Luxus erscheint".

Hierzu auch ein Studie von Dunbar - Stay or stray? Evidence for alternative mating strategy phenotypes in both men and women - , die eben das Vorkommen von zweierlei Fortpflanzungsstrategien in menschlichen Populationen anspricht:























D.h. Dunbar stellt dar, dass sich in menschlichen Populationen, z.B. in Nord Amerika und bei den Briten, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, zwei Phänotypen in bestimmten Mischungsverhältnissen finden. Zum einen, mit Wicklers Worten "spröde Frauen", die auf Romantik und Werbung Wert legen, und analog dazu "romantische Männer", die Werbeaufwand für entsprechende Frauen tatsächlich auf sich nehmen, zum anderen "bereite Frauen", die Romantik und Werbung vermutlich eher als nebensächlichen Luxus ansehen, allerdings mit größerer Wahrscheinlichkeit auch als alleinerziehende Mütter enden. Das Gegenstück zu "bereiten Frauen" sind natürlich Männer, die weder sonderlich "romatisch" eingestellt sind, noch sehr bestrebt sind, in Nachwuchs zu investieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen