"Wenn die Selbstwahrnehmung schwach ausgeprägt ist, bedeutet das, dass jemand die eigenen Bedürfnisse und Grenzen nur gedämpft oder schemenhaft spürt. Stattdessen richtet er sich stark nach außen: Rücksicht, Anpassung, Harmoniebedürfnis. Kurzfristig wirkt das friedlich, weil Konflikte vermieden werden. Langfristig aber staut sich innerlich ein enormes Spannungsfeld auf.
Man könnte sagen: Der Konflikt bleibt nicht aus – er verlagert sich nur nach innen. Dort wächst er unbemerkt, bis er irgendwann explosionsartig nach außen tritt: plötzliche Wutausbrüche, Rückzug, psychosomatische Beschwerden oder sogar eine Krise, die für andere „aus heiterem Himmel“ kommt.
Das Muster läuft oft so:
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Anpassung: Bedürfnisse der anderen werden ständig wichtiger genommen als die eigenen.
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Verdrängung: Eigene Wünsche werden als „nicht so wichtig“ abgetan.
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Anspannung: Körperlich und seelisch baut sich Druck auf.
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Explosion oder Implosion: Entweder ein unerwarteter Ausbruch oder innerer Zusammenbruch (z. B. Depression, Erschöpfung).
Psychologisch spricht man manchmal von „falscher Harmonie“: Nach außen ist alles ruhig, aber im Inneren herrscht Sturm. Das zeigt: wenig Selbstwahrnehmung schützt nicht vor Konflikten – sie verschiebt sie nur."
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