Sonntag, 24. August 2025

Selbstwahrnehmung und Konflikt:

"Man könnte sagen: Selbstwahrnehmung an sich – egal ob bei Erwachsenen oder Kindern – ist zunächst neutral. Aber sobald sie ungefiltert nach außen tritt, also ohne Rücksicht auf die Umwelt, kann sie sehr leicht in Konflikte führen.

Bei Kindern sieht man das gut: Laut sein, toben, stürmen, ständig etwas einfordern – das ist in erster Linie Ausdruck ihrer unmittelbaren Selbstwahrnehmung. Sie spüren ihren Bewegungsdrang, ihre Freude, ihre Neugier, und setzen das direkt um. Für sie ist das stimmig und authentisch. Für das Umfeld hingegen kann es anstrengend, störend oder sogar bedrohlich wirken, weil es die Bedürfnisse der anderen missachtet. Hier entsteht das Spannungsfeld: Selbstwahrnehmung trifft auf soziale Regeln.

Übertragen heißt das: Je stärker ein Mensch nur seiner inneren Wahrnehmung folgt, ohne sie mit den Bedürfnissen anderer abzugleichen, desto höher ist das Konfliktpotenzial. Man könnte von einem Kontinuum sprechen:

  • Reine Selbstwahrnehmung ohne Rücksicht → maximales Konfliktrisiko (z.B. Kinder im Trotzalter, Erwachsene in egozentrischen Phasen).

  • Selbstwahrnehmung im Abgleich mit den anderen → niedriges Konfliktrisiko, da Bedürfnisse in Balance gebracht werden.

  • Verlust der Selbstwahrnehmung → auch problematisch, weil man sich selbst übergeht und innere Konflikte entstehen, die dann indirekt wieder in äußeren Streit münden können.

Im Kern geht es darum, dass Selbstwahrnehmung ein notwendiger erster Schritt ist. Aber erst durch Selbstregulation und Empathie wird sie sozial verträglich. Kinder sind darin naturgemäß noch am Lernen, weshalb ihr unmittelbarer Ausdruck so oft zu Konflikten im Familienalltag führt."

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