Konrad Lorenz:
"Bei ... weiblichen Graugänsen steht das sexuelle Verhalten unter starken Hemmungen, die nur durch lange persönliche Bekanntschaft mit dem Männchen und vor allem durch ein hochkompliziertes Ritual beseitigt werden können. Die Werbung des Ganters und die zögernde Einwilligung der Gans sind der menschlichen Paarbildung in so vielen Punkten analog, dass man sich durch ihre genaue Darstellung den Spott aller jener zuzieht, die von Analogie nichts wissen. Bei Hausgänsen und schon bei Mischungen zwischen Haus- und Wildform sind diese Hemmungen weitgehend geschwunden; der menschliche Beobachter kann nicht umhin, die unumwundenen sexuellen Anträge, die eine Hausgans einem ihr kaum bekannten Partner macht, als etwas Vulgäres, ja Dekadentes zu empfinden. ... Die typischen Verhaltensänderungen der Domestikation empfinden wir nicht als böse, sondern als vulgär."
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