>Ein Modellfall:
Es ist ein neues Machtzentrum entstanden. Es kann sich dabei um bloße Auswechslung oder Usurpation, um eine auf legitime oder illegitime Weise an die Macht gelangte Partei handeln, um einen neuen Abteilungsleiter eines Werks oder Offizier einer Einheit. Ein vorher bestehendes Vakuum oder Gleichgewicht der Machtverhältnisse ist verändert worden. Ein neues Machtzentrum - eine Gruppe, eine einzelne Person - existiert und sucht sich dadurch auszudehnen und zu festigen, indem es ihm noch nicht ergebene Personen und Gruppen unter seine Herrschaft zu bringen strebt. In dieser Phase kommt es vor, dass einige Individuen oder Gruppen bereits in den Sog dieser neuen Macht geraten sind, teils aus Feigheit, teils aus Gewinnsucht, Dummheit oder echter Begeisterung. Diese sich bereits der neuen Macht unterordnenden Menschen begnügen sich aber nicht mit der eigenen Gleichschaltung, sondern entwickeln fast immer intensive Feinseligkeiten jenen gegenüber, die sich noch aus Ferne die neue Macht skeptisch ansehen und erwägen, sich von ihr fernzuhalten. ... Es entsteht nun eine Spannung, eine Feindschaft zwischen den bereits Konformen und den Nichtkonformen, ausgehend in der Regel von den Konformen. Weshalb?
Wer sich wider Willen, aus Feigheit oder aus Bequemlichkeit, bereits angepasst hat, verargt den anderen den bewiesenen Mut, die Freiheit, die sie noch genießen. ... Die an der Peripherie des Machtzentrums stehenden, selbst keineswegs zur Machtausübung befugt, fangen nun an, auf andere Menschen im gesellschaftlichen Kleinverkehr, im Rahmen von lokalen Gruppen und betrieblichen oder nachbarschaftlichen Beziehungen einen Druck auszuüben mit dem Ziel, diese ebenfalls zur [Konformität] zu bewegen.<
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