"In zwei Bereichen sind die Unterschiede zwischen Mensch und nichtmenschlichen Tieren besonders
groß, nämlich in der Fähigkeit zur mittel- und langfristigen
Handlungsplanung und in der syntaktisch-grammatikalischen
Sprache.
Menschenaffen, zum Beispiel Schimpansen, sind in der Lage,
bestimmte Handlungen für einige Stunden (oder vielleicht etwas
länger) im Voraus zu planen, die allermeisten anderen Tiere
zeigen – von artspezifisch-instinktivem Verhalten abgesehen –
keinerlei längerfristige Handlungsplanung. Es ist für alle Tiere
äußerst schwierig, mithilfe des Arbeitsgedächtnisses Vorstellungen
und Gedanken für mehr als eine Minute „im Kopf“ zu behalten
– meist sind es nur wenige Sekunden. Bei uns Menschen
ist es allein die „phonologische Schleife“ unseres Arbeitsgedächtnisses,
mit der wir uns Dinge still aufsagen können (zum
Beispiel Zahlen oder Namen), und dies hilft uns enorm bei der
kurzfristigen Handlungsplanung. Eine über Tage hinausgehende
Handlungsplanung ist ohne Symbole als Merkhilfen (etwa in
Form eines Kalenders) nicht möglich.
Der syntaktisch-grammatikalischen Sprache scheint bei den
kognitiven Leistungen des Menschen eine Schlüsselrolle zuzukommen,
denn sie ermöglicht eine Art des Denkens, die allem
nichtsprachlichen Denken haushoch überlegen ist. Der menschlichen
Sprache liegt das Grundvermögen zur gedanklichen Bewältigung
zeitlich aneinandergereihter Zeichen und Ereignisse
zugrunde, und es ist gleichgültig, ob es dabei um gesprochene
oder geschriebene Worte, Gebärden oder zu betätigende Tasten
geht. Gehörlose verfügen in der Regel über intakte Wernicke-
und Broca-Areale, und Störungen dieser Areale drücken
sich bei Gehörlosen in entsprechender Weise in der Gebärdensprache
aus wie bei sprechenden Personen in der Lautsprache.
Menschenaffen kommen auch mithilfe der Gebärdensprache
oder einer Computertastatur nicht über die Barriere einer Zwei- bis
Drei-Wort-Sprache ohne deutliche Grammatik und Syntax
hinaus. Es ist offenbar eine ganz generelle kognitive Fähigkeit
zur zeitlichen Segmentierung, die in den Dienst der Sprache gestellt
wurde."
[Siehe auch: Language as a mighty "intelligence amplifier", Sonderstellung des Menschen, The most clear-cut difference ...]
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