Donnerstag, 11. April 2024

Das tätige Leben:

Ich finde die Aussage von Hofstätter gut und nützlich, dass ein tätiges Leben fast immer spannungsreich sein wird. Erst über den Rückzug von Aufgaben und Verantwortlichkeiten kann ein geruhsames Leben erreicht werden. Aber gerade über die Einbettung in unterschiedliche Aufgaben geschieht so viel Wesentliches und Wertvolles.

Peter Hofstätter:

"Mag auch unsere Sehnsucht sich oft auf die beseligende, entrückte Versenkung richten - unser Leben gehört dem Handeln."

"Wie nach dem ersten Weltkrieg sind die Menschen auch heute etwas müde geworden und leihen den Aposteln orientalischer Enthebungs- und Versenkungslehren ein williges Ohr. Schade, sie werden ärmer aufwachen als sie einschliefen, unruhiger und recht ratlos."

"[Besinnung ist den Augenblick vorenthalten - köstlichen, schönen Augenblicken - von der Breite des Daseins wird allerdings die Handlung gefordert.]"

"Sollte ich meinen persönlichen Einwand gegen die Psychoanalyse Freuds formulieren, so ginge er davon aus, dass in ihr das kontemplative Moment überwiegt; etwas gröber könnte man auch von einer 'geistigen Nabelschau' sprechen. Ihr letztes Ziel ist ein Wissen, ein im Bewusstsein Haltenkönnen. Daher stammt auch ihr Wertgesichtspunkt, dem jedes Handeln verdächtig scheint[.] ... Ich halte dafür, dass damit ein nicht nur unerfüllbares, sondern auch gar nicht wünschenswertes Ideal fingiert wird: der entspannte Mensch, ein problemloses Dasein. Ich werden den Verdacht nicht los, dahinter könnte der Verzicht auf die Individualität als Empfehlung lauern."

"[J]edes Leben ist voll Spannung[.] Bleibt allerdings die Frage, wieviel ein Leben an Spannung ertragen kann, ohne zu scheitern oder auf die neurotische Bahn auszuweichen."

"Der spannungslos Kontemplative ruht in sich; wer Dissonanzen zu empfinden vermag, tritt ins tätige Leben. Der harmonische Mensch scheint mir als einer, der weitgespannte Gegensätze in sich vereinigt."

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