Donnerstag, 7. November 2019

Hochstimmung und Kreativität (II):

Das schöpferische Gehirn - Konrad Lehmann:

"Die verschiedenen Formen der Hochstimmung - intrinsische Motivation, gute Laune, Hypomanie, Flow - sind neuronal alle miteinander verwandt: Sie beruhen auf einer höheren Dopaminübertragung in verschiedenen Anteilen der Basalganglien, nämlich dem Nucleus accumbens und dem dorsalem Stratium; ...
Unter all diesen Formen der Hochstimmung, in all diesen Spielarten dopaminerger Aktivierung, produzieren Menschen mehr. ... Sie machen also insofern kreativ, als "kreativ" bedeutet, dass man viel hervorbringt. ...
Wenn "kreativ" bedeutet, etwas Neuartiges, Brilliantes hervorzubringen, dann nützt mehr Dopamin dabei nichts. ...
Robert Schuman als Musterbeispiel des manisch-depressiven Künstlers komponierte zwar in seinen manischen Phasen mehr als sonst. Zählt man aber, um ein möglichst objektives Maß der Qualität zu erhalten, nach, wie oft seine verschiedenen Werke eingespielt werden, dann schneiden die Kompositionen aus seinen manischen Phasen keineswegs besser ab als die aus seinen ausgeglichenen oder depressiven Phasen.
Flow (oder Hypomanie) ist also ein Zustand, in dem wir Ideen am besten umsetzten. Es ist nicht der Zustand, in dem wir Ideen bekommen.
Die Alltagserfahrung bestätigt das: Es gibt erfolgreiche Wissenschaftskollegen, die hochmotiviert, ehrgeizig, fleißig und sicherlich nicht dumm sind (für einen IQ über 115 wird es jedenfalls reichen), die aber in ihrem ganzen Leben noch keine einzige Idee gehabt haben. Darum kommt auch Arne Dietrich zu dem Schluss, dass Flow und Kreativität zwei verschiedene Zustände des Gehirns sind bzw. dass sie unterschiedliche Schaltkreise im Gehirn rekrutieren. Man sollte sie nicht gleichsetzen. Im Gegenteil: Man sollte sie fein säuberlich voneinander trennen."

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