Freitag, 8. Februar 2019

Knappheit im Ausdruck:

"[W]enn man die Größe eines Buchs nicht nach der Zahl der Blätter, sondern nach der Zeit misst, die man nötig hat, es zu verstehen, so könne man von manchem Buche sagen, dass es viel kürzer sein würde, wenn es nicht so kurz wäre. [Aber, in manchen Fällen lässt sich ebenso sagen:] manches Buch wäre viel deutlicher geworden, wenn es nicht gar so deutlich hätte werden sollen."

Immanuel Kant

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"[The] charm of conversation is in direct proportion to the possibility of abridgment and elision, and in inverse ratio to the need of explicit statement. With old friends a word stands for a whole story or set of opinions. With new-comers everything must be gone over in detail. Some persons have a real mania for completeness, they must express every step."

William James

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Der Mensch kann im Sprechen oder Schreiben danach streben, möglichst viel an nicht-notwendiger, überflüssiger oder redundanter Information wegzulassen; sich möglichst knapp auszudrücken. Wenn die Ausdrucksweise allerdings gar zu knapp ausfällt, dann wird das häufig zur Folge haben, dass ihn ein Gesprächspartner oder ein Leser nicht versteht. Nimmt das Sprechen oder Schreiben jedoch einen sehr weitläufigen Charakter an, so kann dies für Gesprächspartner oder Lesende eine regelrechte Qual bedeuten. Vor lauter Beispielen, Ab- und Umwegen im Gedankengang, wird immer unklarer, worum es dem Sprechenden oder Schreibenden eigentlich geht. Ein guter Sprach- oder Schreibstil lässt sich nicht bloß über die Auswahl der Inhalte, über die gesprochen oder geschrieben wird, charakterisieren, sondern ebenso über die Weglassung von Inhalten, die der Schreibende oder Sprechende als unwesentlich oder als nicht erwähnenswert empfindet.

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Das Sprechen lebt von der Weglassung unwesentlicher Information. Wenn wir einer Person beim Sprechen zuhören, erhalten wir einen Eindruck davon, wie sie die Welt filtert.

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