Samstag, 22. Dezember 2018

Intuition als Ahnung:

Michael Lipps:

>„Ahnung“ ist das Wort, das Gerhard Roth benutzt, wenn er das auf den Begriff bringt, was Intuition meint. „Es handelt sich um eine Art von Einsicht, die nicht dem schrittweise vorgehenden gedanklich-sprachlichen Abhandeln von Dingen und Argumenten beruht, sondern auf einer ‚Ahnung’, eben einer Intuition, eine bestimmte Entscheidung oder Problemlösung sei die richtige, ohne dass wir dies genau artikulieren können.“ Neurobiologisch erklärt er das folgendermaßen: „Die Informationsverarbeitung in unserem Gehirn besteht nicht nur aus der Ebene des Bewusstseins, die in der Großhirnrinde lokalisiert ist, und der Ebene (oder besser den Ebenen) des Unbewussten, die im limbischen System außerhalb der Großhirnrinde beheimatet sind, sondern auch aus dem Vorbewussten.“ Das Vorbewusste wiederum, so Gerhard Roth weiter, „umfasst alles, was aktuell nicht bewusst ist, aber einmal bewusst war, ins Vorbewusste abgesunken ist und unter bestimmten Umständen bewusst gemacht werden kann. Hierzu gehört unser sprachlich-berichtbares (deklaratives) Gedächtnis. Es enthält alles, was mit uns passiert ist (das so genannte episodisch-autobiografische Gedächtnis) ebenso wie das, was wir an Wissen verfügbar haben.“ Die Inhalte des deklarativen Gedächtnisses „befinden sich sozusagen knapp unterhalb der Bewusstseinsschwelle. Diese Schwelle wird entweder durch aktiven äußeren oder inneren Anstoß überschritten (uns fällt etwas ein, weil wir gerade etwas wahrnehmen, oder wir denken intensiv nach) oder es fällt uns scheinbar ganz zufällig ein. … Dieses Vorbewusste ist gegenüber dem, was wir bewusst verarbeiten können, in seiner Kapazität der Informationsverarbeitung schier unbegrenzt.“ Damit wird ebenso deutlich: Intuitive Entscheidungen sind nicht einfach „Bauchentscheidungen“, die mich irgendeinem Gefühl folgen lassen, sondern Ergebnisse vorbewusster Informationsverarbeitungsprozesse, in denen sich sozusagen Gefühlswissen mit erlebten, erfahrenen, in unterschiedlichen biographisch festzumachenden Situationen reflektiertem und also auch veränderbarem Wissen verbindet.<

[Siehe auch: Intuitives Problemlösen]

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