Montag, 25. November 2024

Interesse & Interessiertheit:

Charlotte Bühler:

"Bei allen Tätigkeiten, beim Spiel sowohl wie beim Schaffen und bei allen Arten von Leistung, spielt ein wichtiger Faktor eine bisher eigentlich recht ungeklärte Rolle. Es ist der Faktor Interesse ...

Jeder Mensch weiß natürlich, was Interesse ist, dieses eigentümlich >Dabeisein< ... ein >Dabeisein<, das die verschiedensten Grade der Beteiligung bedeuten kann ...

Meist wird einfach gesagt, Interessen seien bevorzugte Betätigungen oder aber solche Betätigungen, denen eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Interesse und Interessen [als] komplizierte Vorgänge, bei denen sowohl Aufmerksamkeit wie Vorliebe eine Rolle spielen.

>Interessiertheit< scheint mir eine zwar erziehbare Funktion, deren Entwicklung durch Beistellung von richtigem Material gefördert wird, die aber in erster Linie doch den Eindruck macht, angeboren zu sein.

Ich glaube, dass Interessiertheit eine geistige Betätigungslust ist, während die Aktivität, von der man gewöhnlich spricht, mehr physische Bewegungslust zu sein scheint.

Die Verlebendigung, die ein glänzender Redner, ein bedeutender Schriftsteller, ein begnadeter Musiker einem alten Gedanken oder Musikstück zu geben vermögen, ist ein Ergebnis des Interesses, mit dem die Künstler das Thema behandeln und das dem sich dem Hörer oder Leser mitteilt.

Interesse möchte ich demnach als eine geistige Verlebendingung definieren, die einem Stoff dadurch mitgeteilt wird, dass der Interessierte stark an ihm beteiligt ist.

Mir scheint, dass darüber hinaus Interessiertheit einer der wichtigsten Lebensbelange des Menschen ist, da wir nur durch diese geistige Beteiligung und Verlebendigung imstande sind, unser Dasein lebenswert zu machen."

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