Jedes neu entwickelte Informations- und Unterhaltungsmedium nutzt verbesserte und umfassendere Möglichkeiten der Anregung, "Belohnung" und Bedürfnisbefriedigung. Die Reize werden immer komplexer und intensiver. Alle Unterhaltungsmedien wollen uns zum Konsum verführen. Und wenn sie gut gemacht sind, schaffen sie das auch. Je passiver der Mensch dabei ist, desto mehr drängt sich dem unvoreingenommenen Beobachter der Vergleich zur Zufuhr psychotroper Substanzen auf. Das Fernsehen wirkt unter dem Blickwinkel am deutlichsten wie eine Droge. So ist es nicht weiter erstaunlich, dass die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer des Fernsehens bei 210 Minuten liegt (Angabe aus dem Jahr 2005). Wenn jemand täglich 8 Stunden schläft und 10 Stunden inklusive Fahrt- und Pausenzeiten mit der Arbeit verbringt, dann widmet er mehr als die Hälfte seiner wachen, frei verfügbaren Zeit dem Fernsehen, wobei Zeiten für Einkaufen, Hygiene und Essen noch nicht einmal berücksichtigt sind! Das ist gesundheitlich bedenklich (Couch Potatoes), je nach Art des Programms vielleicht sogar verblödend, und es fördert soziale Isolierung. Aber mit der massenhaften "Sucht" scheinen wir uns abgefunden zu haben, da sie die berufliche und soziale Funktionstüchtigkeit der Menschen bisher nicht so sehr beeinträchtigt hat, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten von einigen Zukunftsdeutern befürchtet wurde.
Ralf Schneider, SF, 2011
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