Mittwoch, 15. Mai 2019

Verblüfftheit und Entsetzen:

Norbert Bischof beschreibt sein kybernetisches Motivationsmodell (das "Zürcher Modell"):

"Entropie ist ein informationstheoretischer Begriff und besagt soviel wie Fremdheit, Ungewissheit, Mühe beim Einordnen einer Gegebenheit in bestehendes Wissen oder bei der Vorhersage einer Ereignisfolge."

"Die Entropie eines Menschen, den ich noch nie gesehen habe, der dabei vielleicht noch exotisch gekleidet ist, unverständlich spricht und an unpassender Stelle ohne erkennbaren Grund schrill zu lachen beginnt, ist hoch; hingegen ist das vertraute Abendritual der Mutter, die mich als Kind zu Bett bringt, absolut vorhersagbar und dementsprechend entropiearm."

"Niedrige Entropie wirkt beruhigend spendet Sicherheit und Geborgenheit, kann aber auch langweilig und erstickend sein; hohe weckt Erstaunen und Überraschung; sie kann faszinieren, aber auch befremden und Furcht einflößen."

"Sensibleren Beobachtern ist ... schon längst aufgefallen, dass Furcht keineswegs erlernt zu werden braucht, sondern auch ganz unabhängig von aller Erfahrung allein durch zu hohe Entropie, also durch Fremdheit oder Diskrepanz, ausgelöst werden kann: Das Unvertraute und Unbegreifliche trägt in sich die Potenz, zum >Un-Heimlichen< zu werden."

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Gemäß dem Modell rufen besonders informationshaltige Phänomene sowohl appetente als auch aversive Affekte hervor. Die appetenten Affekte lassen sich mit steigendem Erregungsgrad als Interessiertheit, als Erstaunen und als Verblüfftheit bezeichnen. Die aversiven Affekte als Wachsamkeit, Beunruhigung, Alarmiertheit und Entsetzen.

Analog führt das Modell Affekte an, die durch Berührung mit informationsarmen Phänomenen entstehen: Geborgenheit, Umhegtheit, Verschmolzenheit versus Gebundenheit, Vereinnahmtheit, Aufgelöstheit;

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