Freitag, 20. September 2019

Narzissmus:

Eine Deutung des Narzissmus von Raphael Bonelli:

„Das heißt, je mehr Selbsttranszendenz der Mensch hat, umso gesünder ist er psychisch, umso mehr kann er sich auch sozial einordnen. Und jetzt haben wir beim Narzissten das alles nicht. Dem Narzisst fehlt gerade Selbsttranszendenz auf eine ganz dramatische Art und Weise. Und deswegen liegt nahe, das Wort Immanenz zu verwenden. Immanenz kommt vom Lateinischen immanere, das heißt drinnen bleiben, oder anhaften. Die Unfähigkeit, auf das Hohe zu gehen. Die Transzendenz in der Philosophie hat die Immanenz als Gegenteil. 

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Der Mensch, der nicht aus sich selbst heraus kommt. Der Mensch, der in sich selbst gefangen bleibt. Und das ist eigentlich in erster Linie der Narzisst. Und so gesehen … können wir sagen, die Selbstimmanenz verhindert die Selbstverwirklichung. 

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Wenn wir uns jetzt wieder den Narzissten zuwenden und ihn genauer anschauen, dann sehen wir, dass der Narzisst in sich etwas ganz Besonderes spürt, etwas Außergewöhnliches, etwas Heiliges, und zwar sich selbst. Und alles was mit diesem Ich, mit diesem Selbst verbunden ist, wird automatisch besonders, nur deswegen weil es eben eine Verbindung mit diesem Heiligen hat. Und der Terminus oder die Verwendung von religiösen Begriffen in diesem Zusammenhang sind meiner Meinung nach sehr stimmig. Analytiker haben das sehr eng mit Religiosität in Zusammenhang gebracht, weil es sozusagen ein Spiegelbild von gesunder Religiosität ist, wenn der Narzisst beeindruckt ist, von dem, was er in sich selbst findet.“

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