Gerhard Roth, Bildung braucht Persönlichkeit:
"Aufmerksamkeit ist eng mit zwei anderen Phänomenen verbunden, nämlich mit Bewusstsein und Gedächtnis. Im Allgemeinen können wir die Intensität von Aufmerksamkeit mit der Intensität bewussten Erlebens gleichsetzen, auch wenn es Bedingungen gibt, unter denen beide voneinander abweichen. Aufmerksamkeit in Form von Konzentration ist die vielleicht stärkste Form von Bewusstsein: Geschehnisse erscheinen dabei klarer, plastischer, deutlicher und können erheblich besser erinnert und beschrieben werden, und umgekehrt verschwindet etwas umso schneller aus unserem Gedächtnis, je weniger Aufmerksamkeit wir ihm schenken[.]"
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"[Psychologen sind der Ansicht], dass Aufmerksamkeit eine beschränkte Ressource ist, die einen Maximalwert besitzt. Das heißt am Beispiel des Scheinwerfers der Aufmerksamkeit: Ein Scheinwerfer kann eine maximale Lichtmenge abstrahlen, und je mehr Licht ich auf einen Gegenstand werfen will, damit ich ihn besser sehen kann, desto mehr muss ich den Lichtkegel bündeln, und je breiter ich ihn mache, desto schwächer ist die Beleuchtung pro Flächeneinheit. Dies gilt auch für die Zeitdauer der Aufmerksamkeit: Je intensiver ich mich auf ein Geschehen konzentriere, desto schneller sind meine Ressourcen erschöpft.
Das hat wichtige Folgen für das Lernen. Einer anspruchslosen Plauderei des Lehrers (meist handelt es sich um >Erzählungen aus dem eigenen Leben<) kann ich stundenlang zuhören, aber bei schwierigen Zusammenhängen, die hohe Konzentration erfordern, steht mir bald der Schweiß auf der Stirn. Psychologen haben herausgefunden, dass wir nur für wenige Minuten (meist 3-5) konzentriert einer schwierigen Darstellung folgen können, und dass man dass erst einmal eine >Pause< machen muss, weil der >Aufmerksamkeitsvorrat< verbraucht ist und sich >erholen< muss.
Diese Pause muss nicht in einem tatsächlichen Innehalten bestehen, sondern kann durch eine auflockernde Bemerkung, ein Witzchen, einen zusammenfassenden Satz oder eine Verständnisfrage erreicht werden. Es gehört zur hohen Kunst guter Lehrender diesen Umstand in Rechnung zu stellen."
Diese Pause muss nicht in einem tatsächlichen Innehalten bestehen, sondern kann durch eine auflockernde Bemerkung, ein Witzchen, einen zusammenfassenden Satz oder eine Verständnisfrage erreicht werden. Es gehört zur hohen Kunst guter Lehrender diesen Umstand in Rechnung zu stellen."
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