"Der Mensch besitzt tatsächlich ein viszerales Bewertungssystem – also ein System, das körperliche (viszerale) Signale in die Bewertung von Situationen, Entscheidungen und Emotionen einbezieht.
Ein paar zentrale Punkte dazu:
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Grundidee: Das viszerale Bewertungssystem beschreibt, wie Körperzustände (Herzschlag, Atmung, Darmaktivität, Hormone usw.) Rückmeldung an das Gehirn geben und dadurch emotionale und kognitive Prozesse beeinflussen.
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Neurobiologische Grundlage:
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Zentral ist die Verbindung zwischen Körper und Gehirn über das autonome Nervensystem (vagusgetragene Afferenzen) und Strukturen wie die Insula, den anterioren cingulären Cortex (ACC) und den präfrontalen Cortex.
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Diese Areale integrieren viszerale Signale zu einem Gefühl des „inneren Zustands“ (Interozeption).
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Theorie der somatischen Marker (Damasio):
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Nach Antonio Damasio („Descartes’ Error“) dienen Körperreaktionen als Marker, die Entscheidungen emotional „bewerten“.
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Wenn frühere Erfahrungen körperliche Reaktionen hinterlassen haben, werden ähnliche Reize künftig schneller emotional eingeordnet – eine Form unbewusster, viszeraler Bewertung.
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Funktionalität:
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Das System hilft, komplexe Entscheidungen zu vereinfachen und Gefahren oder Belohnungen intuitiv zu erkennen.
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Es steht oft vor dem bewussten Denken bereit – man spürt etwa „Bauchgefühle“, bevor man rational argumentieren kann.
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Bedeutung für Psychologie und Medizin:
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Störungen der viszeralen Rückkopplung (z. B. durch Stress, Depression, Angst) können das emotionale Erleben und die Entscheidungsfindung verändern.
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Auch psychosomatische Beschwerden stehen mit einer Fehlregulation dieses Systems in Zusammenhang.
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Kurz gesagt:
Der Mensch hat ein viszerales Bewertungssystem – ein evolutionär altes, körperlich fundiertes Netzwerk, das emotionale und kognitive Prozesse stark prägt und eng mit der Interozeption verknüpft ist."
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