Johannes Scherr:
“Maßlosen Machtbesitz enspringt Menschenverachtung. Muss es doch sogar maßhaltenden Despoten, wie jener “erleuchtete” auf der Terrasse zu Sanssouci von sich bekannt hat, zuletzt bitterlich anwidern, “über Sklaven zu herrschen”. Bar des Gefühs für Selbstbestimmung und Charakterwürde, beugt sich die stumpfe Masse unter das von einem Starken ihr aufgelegte Joch, falls er es nur versteht, ihren schlechten Instinkten zu schmeicheln und die menschliche Niederträchtigkeit zum Fußschemel seiner Gewalt zu machen. Die Gewohnheit der Unterwürfigkeit, beim bildungslosen Pöbel aus Unwissenheit, beim gebildeten aus Berechnung entspringend, hat ein gewisses Wohlgefallen an der Knechtschaft zur Folge, und die ungeheure Mehrzahl der Menschen wird darum allzeit den möglichen Gefahren der Freiheit die wirklichen Übel der Sklaverei unbedenklich vorziehen.”
“Panem et circenses: möglichst viel und gut zu essen und zu trinken, möglichst wenig denken, möglichst viel Zeitvertreib und Spektakel. In diesen Kreis fürwahr, ist die Sehnsucht und Befriedigung von Millionen und wieder Millionen “vernunftbegabter” Wesen gebannt, und zwar ohne wesentlichen Unterschied der Bildungsstufen und Lebensstellungen. Selbstsucht, naturwüchsig-naive oder künstlich-verfeinerte, bedingt und bestimmt alles. Das alte Lied, die alte Leier! Aber diese alte Leier, sie spielt den ewigen Grundbass im sozialen Konzert.
Wer geübt und gewohnt ist, selbst und unbeirrbar in das Leben zu schauen, weiß, dass die Menschen, mit Ausnahmen, welche sich unschwer zählen lassen, entweder von der geistbeschwerenden bleiernen Sorge um die tägliche Notdurft oder aber von selbstsüchtigen Leidenschaften oder endlich von den tausend elenden Eitelkeiten und törichten Rücksichten der "Konvenienz" so erfüllt, befangen und gebunden sind, dass sie von Idealen gar nicht wissen oder wenigstens dafür keine rechte Teilnahme, kein wirkliches Verständnis haben.”
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